Aktuelles

Der Buchhandel in Deutschland und Baden-Württemberg

Buch und Buchhandel in Zahlen 2022
Erstellt am 13.10.2022


Zwei Jahre Pandemie, dann Papierkrise, Ukraine-Krieg und Konsumflaute: Der deutsche Buchmarkt bewegt sich im Moment in einem ausgesprochen schwierigen Umfeld. Mit Innovationsgeist, Kundennähe und ausgeprägtem Servicedenken haben sich Verlage und Buchhandlungen bislang jedoch gut gegen den Dauerkrisenmodus behauptet: In der Jahresbilanz 2021 stieg im vergangenen Jahr der Gesamtumsatz um 3,5 Prozent auf 9,63 Milliarden Euro – der beste Wert seit 2010 (2020: 9,3 Milliarden Euro). Bücher waren und sind in der Pandemie und anderen Krisenzeiten gefragte Begleiter und es gibt offenbar auch wieder mehr passionierte Buchkäufer*innen, die mehr als 20 Bücher pro Jahr shoppen. Das waren laut Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse im Jahr 2021 immerhin vier Prozent der Befragten (2020: 3 Prozent).

Vor allem hinter den Buchhandlungen liegen zwei anstrengende Jahre. Mit der zweiten Corona bedingten Schließungsphase ab Mitte Dezember 2020 begann eine lange Durststrecke. Der Buchhandel wurde zwar ab 8. März 2021 vom Bund als Einzelhandel „des täglichen Bedarfs“ eingestuft – einzelne Bundesländer, darunter auch Baden-Württemberg, schränkten dies per Länderverordnung jedoch wieder ein. Einen gewissen Ausgleich und eine Form der öffentlichen Wertschätzung bildete die Anerkennungsprämie des Staatsministeriums für Kultur und Medien, die in diesem Jahr 1033 Buchhandlungen erhielten. Der warme Geldregen, der je nach Kategorie zwischen 8.000 und 25.000 Euro für die einzelnen Betriebe bedeutete, tat den Buchhandlungen gut.

Insgesamt erwirtschaftete der stationäre Buchhandel 2021 einen Gesamt-Umsatz (ohne E-Commerce) von rund 3,76 Milliarden Euro. Er bleibt damit der mit Abstand wichtigste Vertriebsweg für Bücher – hat aber im Vergleich zum Vorjahr deutlich verloren (minus 3,6 Prozent). Auch der Marktanteil hat in der Corona-Krise gelitten: Aktuell sichert sich das Sortiment noch 39,1 Prozent des gesamten Branchenumsatzes; 2020 waren es 42 Prozent. Eine Boomphase erlebt der Internetbuchhandel: Die E-Commerce-Umsätze legten 2021 um weitere 16,2 Prozent zu, nachdem 2020 die Einnahmen bereits sehr kräftig um 20,9 Prozent gestiegen waren. Auf den Online-Buchhandel entfallen damit 27,1 Prozent der Gesamterlöse der Branche. Ein nicht unerheblicher Teil fließt auf das Konto von Marktführer Amazon. In diesen Zahlen sind jedoch auch die Online-Umsätze der stationären Händler enthalten. Der Siegeszug des E-Commerce geht also nicht unbedingt zu Lasten des Sortimentsbuch-handels – mit 43,7 Prozent war die Zuwachsrate in den buchhändlerischen Webshops 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau 2019 mehr als doppelt so hoch wie bei dem Händler aus Seattle.

Mit am härtesten traf es die Buchhandlungen in Baden-Württemberg. Sie zählten, anders als die Kollegen in fast allen anderen Bundesländern, lange nicht zu den systemrelevanten Geschäften und mussten ab Mitte Dezember nicht nur den Verkauf im Laden sondern auch das so wichtige Abholgeschäft einstellen. In der Hochphase des wichtigen Weihnachtsgeschäfts war das ein enormer wirtschaftlicher Tiefschlag. Sie verzeich-neten im Dezember 2020 einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresmonat von 30,6%, während er im Bundesdurchschnitt 19,6% betrug.

Ausgerechnet im zweiten Jahr der Pandemie haben die deutschen Verlage das größte Umsatzwachstum seit dem Jahr 2000 erzielt. Bei den Einnahmen 2021 steht unter dem Strich ein bemerkenswertes Plus von 5,0 Prozent – obwohl der Buchhandel monatelang im Lockdown war. Dafür legte der Umsatz im Direktvertrieb zu, und Einnahmen generierten die Verlage in dieser Zeit außerdem bei den „sonstigen Verkaufsstellen“ wie Lebensmittelgeschäfte und Tankstellen; natürlich trugen auch die Gewinne via Internetbuchhandel wesentlich zum Wachstum bei. Das Kerngeschäft der Verlage – also das mit Büchern - wuchs sogar um 5,5 Prozent. Die erfreulichen Mittelwerte verdecken jedoch, dass die Pandemie einzelne Segmente sehr hart getroffen hat: dazu gehören zum Beispiel die Kalenderverlage sowie die Reise- und Theaterverlage.

Die Buchverlage in Baden-Württemberg tätigten insgesamt einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro und liegen damit leicht über dem Niveau des Vorjahres. Baden-Württemberg liegt mit 15,5 Prozent des gesamten steuerbaren Umsatzes deutscher Verlage (rund 11,6 Milliarden Euro) zwar hinter Nordrheinwestfalen (6,8 Mrd.), hat aber Bayern (1,4 Mrd.) überholt.

Datenquellen: Buch und Buchhandel in Zahlen 2022, Branchen-Monitor BUCH, beides herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., Frankfurt am Main


17.04.2024

SWR Bestenliste live erleben

Eine Jury wählt jeden Monat zehn Bücher auf die "SWR Bestenliste". Seien Sie live dabei, wenn Carsten Otte mit Meike Feßmann, Julia Schröder und Christoph Schröder in der Stadtbibliothek Stuttgart die Bestenliste für den Monat Mai vorstellt.

06.02.2024

Deutscher Buchpreis 2024

Heute beginnt die Ausschreibung für den Deutschen Buchpreis 2024. Bis Mittwoch, 20. März 2024 haben Sie die Möglichkeit, Ihre Titel für den Deutschen Buchpreis 2024 anzumelden. Alle Informationen finden Sie hier.

02.02.2024

Jetzt bewerben: Verlagspreis Literatur des Landes Baden-Württemberg 2024

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst fördert unabhängige Verlage mit dem Verlagspreis Literatur des Landes Baden-Württemberg. Bis zum 29. Februar können sich baden-württembergische Verlage mit einem literarischen Schwerpunkt bewerben.